Rezension: Überlebenskampf

Gerhard Lützkendorf – Überlebenskampf.  Flucht 1946 – Der Weg in die Freiheit

  • Verlag: Frieling-Verlag Berlin
  • Teil einer Reihe: Nein
  • Seitenzahl: 248
  • Inhalt:Die Biografie von Gerhard Lützkendorf umfasst  schwerpunktmäßig die Jahre 1945 – 1946, die späteren Jahre bilden nur den Ausklang und das Fazit jener Zeit. 1943 wird er als Achtzehnjähriger zur Wehrmacht einberufen, macht eine Ausbildung zum Funker und wird dann zum Offizierslehrgang  nach Ostpreußen abgeordert.  Schon beim ersten Fronteinsatz wird er schwer verwundet. Nachdem er wieder genesen war,  musste er zum Kampfeinsatz  bei  Königsberg. Dort gerät er in sowjetische Gefangenschaft und wird in ein Lager in Leningrad gebracht. Die Zustände dort veranlassen ihn, über eine Flucht nachzudenken und zusammen mir Willy, seinem späteren treuen Weggenossen, plant und Verwirklicht er eine Flucht, die von niemandem für möglich gehalten wurde. Niemand habe es je geschafft, lebend aus sowjetischer Gefangenschaft zu fliehen. Der Weg der Flüchtenden führt bis vor Königsberg, damals schon unter polnischer Verwaltung. Wieder werden sie inhaftiert , diesmal kommen sie in ein polnisches Gefangenenlager, werden nach Warschau verlegt und planen erneut ihre Flucht. Auch diese gelingt mit Hilfe sorgfältiger Planung und Durchführung und einer großen Portion Glück. Auf deutschem Boden in Frankfurt/Oder trennen sich die Wege der Freunde, die ihre Heimreise zu den jeweiligen Familien antreten. Beide treffen ihre Familien lebend an, einander werden sie sich trotz Versprechen  nicht wiedersehen, da Willy in Österreich lebt.
  • Rezension: Die Biografie berührt zunächst durch das verletzlich wirkende Porträt des Autors, das ihn als Achtzehnjährigen auf dem Buchcover zeigt. Man kann sich vorstellen, welche Ängste, Qualen , Sehnsüchte jener  Mensch  auf seinem leidvollen Weg durch die Kriegswirren  empfunden haben mag, wirkt er doch so zerbrechlich und jung- wie einer, der sich am liebsten mit schöngeistiger Literatur beschäftigt.Die Aufzeichnungen des Autors seien “ein Mahnmal gegen den Krieg“- so der Klappentext. Nein, ich denke dazu sind sie zu persönlich und etwas launig aufgeschrieben. Der Stil erinnert eher an Schüleraufsätze, die Schilderungen der schrecklichen, angstauslösenden Ereignisse plätschern chronologisch vor sich hin. Es wird von “ Überraschungen auf der Reise“ und “unangenehmen Erlebnissen“ berichtet, Formulierungen, die den Leser eher nicht zu erschütterten Anteilnahme veranlassen. Nervig auch die Anhäufung  eines bildungsbürgerlichen Zitatenschatzes mit dem der Autor seine Belesenheit unter Beweis stellen möchte. Zu oft auch Eigenlob und Überheblichkeit. Trotzdem, die Biografie  ist authentisch und kurzweilig zu lesen, aber kein schonungsloser und eindrücklicher Bericht der damaligen Zustände. Persönliches Erleben ja, aber Generalisierungsmöglichkeit eher nicht. Aber am Ende des Berichtes hält der Autor zwei wesentliche Erkenntnisse seines Erlebens  fest, die ich für sehr wahr halte: Erstens,  Man sollte sich nicht so wichtig nehmen, alle sind ersetzbar und die Gutmenschen werden die Welt bestimmt nicht verbessern und zweitens die bekannten Philosophen, Dichter und Literaten haben viel Schönes und Richtiges geschrieben, nur eines nicht erkannt: Das Wesen des Menschen kann nicht verändert werden. Also: Handeln oder untergehen.
  • Bewertung: 

Quelle des Bildes: https://frieling.de/Autoren/Luetzkendorf,-Gerhard

 

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Über Zorro

Ich heiße Angelika Zörnig, bin Jahrgang 1948 und liebe Bücher und "Mon Cherie". Diese Kombination ist unschlagbar, besonders wenn es sich um Biografien, Familienromane, Psychodramen, Kurzgeschichten, Novellen und Lyrik handelt. Ansonsten gehe ich leidenschaftlich gern ins Theater und ins Kino oder beschäftige mich mit Märchenerzählen. Ich arbeite als Honorarkraft an einer Hamburger Grundschule. In dieser schönsten Stadt der Welt bin ich auch geboren und habe den größten Teil meines Lebens dort verbracht. Die Rezensionen werden von Stephi abgetippt.

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